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Sommerzeiten. #2 - 25.07.2021

Sommerzeiten. Wie komme ich auf diesen Titel? Schlicht: Es ist Sommer.
Ich bin ziemlich aus dem Bloggen herausgekommen. Titel finden fällt mir schwer, mich strukturieren.
Ich hatte auch die ersten Kommentare vollkommen übersehen, welche mir schon hinterlassen wurden. Vielen Dank dafür!! Ich habe mich da sehr darüber gefreut. Ich hätte nicht damit gerechnet, schon "gelesen" zu werden. Heute ist auch schon über drei Wochen her, seitdem ich den ersten Post verfasst habe. Die Zeit rast so....

Nun. Ich bin mittlerweile im Urlaub mit meiner Familie. Allgmein betrachtet ist dies ein schwieriges Thema. Seitdem ich 18 geworden bin, hatte ich solche gemeinsamen Zeiten wie die Pest vermieden, wollte meine neu gewonnene Freiheit ausreizen. Ich wurde oft darum gebeten, ob ich denn nicht doch mitkommen möchte; ich war stur, habe nein gesagt.
Natürlich hat dieses "Nein" auch seine Gründe. Es fehlt oft an Struktur, viel wird spontan gemacht. Auch wenn ich selbst eher ein chaotischer Mensch bin, brauche ich einen klaren Rahmen. Ich hatte auch oft das Gefühl, bei den Planungen, Entscheidungen zu kurz zu kommen. Dass ich am Ende einfach nur ein Beiläufer war, Deko, nett zu haben, aber keine Notwendigkeit. Wir fahren oft mit einer größeren Verwandtschaft weg. Diese sind mehr ausgelegt auf Abenteuer, Entdeckungen, Wandern... Gerne auch mal anstrengend, viel Gewusel, viele Menschen. Ich bin davon das Gegenteil. Ich brauche viel Ruhe, genieße lieber einfach den Ausblick von einem Zimmer aus, freue mich über meine Rückzugsmöglichkeiten.
Ein weiterer Punkt ist einfach meine Familiendynamik. Ich habe das Gefühl, dass hier ganz andere Erwartungen im Raum stehen. Und ich das einfach zu ertragen habe. Ich erinnere mich an Zeiten, da waren meine Narben noch ziemlich blau und Lila und Mama hat sie auf Fotos mit ihren Händen verdeckt. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen wir viel gestritten haben und ich dann eine starke Enttäuschung zu spüren bekommen habe, wenn ich nicht dennoch brav gelächelt habe.
Mein Bruder ist hier auch schwierig. Wenn er merkt, dass es mir gut geht, versucht er mit allen Mitteln, dass es mir schlechter als ihm geht. Und sei es, mich vor einem ganzen Restaurant bloßzustellen oder schmerzhafte Kommentare abzulassen. Mir fällt es gerade schwer, im Detail darauf einzugehen. Aber das ist ja das schöne; ich bin hier zu nichts gezwungen.
Generell verbinde ich den Sommer mit Anstrengung, mit einem Gefühl der Einsamkeit, mit Scham, mit Wut.

Also weshalb bin ich nun doch mit in den Urlaub gefahren?
Da ist zum einen meine kleine Schwester. Ich habe ihr in der letzten Zeit viel Unterstützung angeboten. Sie konnte viele Ängste überwinden, hat bessere Strategien als ausrasten gefunden, hat sich immer wieder an mich gewendet (oder gewandt? Hm). Ich habe ihr gesagt, dass ich so stolz auf sie bin, dass sie sich eine Sache von mir wünschen darf. Wer wäre ich, wenn ich ihr diesen dann verwehre?
Ich glaube auch einfach, dass es ihr teilweise auch so geht wie mir. Von der Persönlichkeit ist sie zwar irgendwie schon anders gestrickt als ich, allerdings kennt sie all diese Situationen mit Druck, mit Stress, mit Streit... Und ich stehe viel für sie ein. Und sie hat mich halt einfach gern, ich glaube ich bin auch etwas wie eine freundschaftliche Beschützerin für sie.
Dann war ich in der letzten Zeit aber auch ziemlich in eine Krise gerutscht. Ich kenne einige Auslöser, habe auch reflektiert und möchte die Situation auch verbessern. Genaue Details möchte ich auch hier gerade nicht nennen, allerdings wäre es fast zu einer Einweisung auf die Geschlossene Psychiatrie gekommen. Damit wäre ein Punkt erreicht gewesen, an dem ich wohl zuletzt vor etwa 3 Jahren war. Und das wollte ich einfach nicht noch einmal!  Wenn ich nicht in den Urlaub mitgefahren wäre, hätte ich etwa 2-3 Wochen alleine zu Hause verbracht. Ich traue mir da einfach selbst nicht zu, stabil genug für zu sein.
Ja, der Urlaub ist schwierig gerade. Ich habe viel mit mir zu kämpfen, mit meinem Bruder, auch mit dem Druck, der Spontanität. Gleichzeitig ist es eine Art "safe space". Ich bin durch die Tatsache geschützt, dass ich ein stabiles Bild von mir zu erzeugen habe.

Ganz so negativ ist allerdings gar nicht alles. Ich nutze die Zeit, um vielen meiner Ängste standzuhalten. Dinge dennoch zu tun. Auszuprobieren. Sei es auf einen Turm hochlaufen, bei dem die Stufen sehr hoch sind, der Gang sehr eng, ohne Geländer. Oder eine Katze streicheln und sie an mich schmiegen lassen. Oder Englisch sprechen mit fremden Menschen um mich zu verständigen. Mich zusammenreißen, um meiner Schwester zu zeigen, dass sie keine Angst haben muss bei bestimmten Situationen. Mich bei Panikattacken an meine Eltern wenden und ihre Hilfe annehmen, obwohl mir das unheimlich unangenehm ist. Wandern gehen, obwohl ich Angst vor Wetter in den Bergen habe (wenn nicht nur die Sonne scheint).
So viel mehr. Es sind mehr die Nuancen und denen stelle ich mich. Somit hat der Urlaub bisher zwei Vorteile: ich muss stabiler sein UND komme in Thema Angst weiter.

Ein Knackpunkt ist gerade für mich allerdings die Selbstfürsorge. In mir ist es gedanklich so chaotisch und drum herum all die Menschen... Ich komme gar nicht "in mir an". Ich habe meine Körperhygiene vernachlässigt, schlafe zu wenig, trinke zu wenig, esse zu unregelmäßig... 
Immerhin ziehe ich mich zurück, wenn ich gerade die Ruhe brauche. Heute ist wohl erst einmal einrichten an. Wir waren erst bei den Verwandten, sind dann weiter in ein Hostel und erst seit gestern Abend in unserem Ferienhaus. Jeder schaut, wo und wie er am besten schlafen kann, wann eingekauft wird, was es hier zu entdecken wird. Ich muss da einfach jedem Zeit geben. Morgen oder übermorgen dürfte aber schon wieder fast eine Art Routine eingekehrt sein.



Ich habe das Gefühl, heute nur "leere Worte" zu haben. Nicht konkret zu werden und kaum benennen zu können, was ich alles denke, empfinde. Gleichzeitig versuche ich mir in Erinnerung zu rufen, dass auch das ein Teil von mir ist. Planlosigkeit, mich irgendwie einfach "leiten zu lassen".
Ich sehe den Blog demnach nun auch einfach mal als eine Art Übung an. Ausdruck finden, egal wie. 

Das war es nun erst einmal wieder von mir. Ich bin selbst gespannt, wann ich mich das nächste mal wieder hier zu Wort melde. ;) Dennoch bin ich froh, mir hiermit wieder eine Art... Niesche geschaffen zu haben.

Wie verbringt ihr den Sommer? Womit wird diese Jahreszeit bei euch verbunden?

Eure Sunshine

Kommentare

Lucia Lilly hat gesagt…
Hey ist doch eine vollkommen passende Anrede :D
Danke, dass du deinen Hier-und-Jetzt-Moment geteilt hast. Muss man ja echt üben mit der Achtsamkeit. Hier läuft das Radio, ich sitze auf dem Teppich in Nevas Wohnung, draußen ruft ein Vogel und ab und zu muht die Kuh von gegenüber. Oh, und jetzt kräht der Hahn. Sehr ländlich hier.

Es ist echt so schön, dass du es befreiend findest, dass ich es befreiend finde, hier wieder frei zu schreiben (was eine Formulierung :D)
Und ich hab grad deinen neuen Blogpost gelesen und einfach mal "leiten lassen", das ist vielleicht etwas, das wir mit dem Bloggen bewusst üben können. :)

Ich wünsche dir noch einen schönen Urlaub – also ich hoffe, dass es gute Momente gibt und du sie bewusst genießen kannst. :) In einer Woche gehe ich endlich auch in die Sommerpause. Mich mal fernhalten von Social Media und zwei Wochen auch mal einfach gar nichts zu machen.

(Ich denke, ich werde einfach hier und auf den jeweiligen Blogs antworten. Das eine ist das Übliche, aber ich finde es auch schöner, wenn die Konversation noch irgendwie nachvollziehbar ist... )

Liebe Grüße
Lucia